Houssem aus Tunesien: Knowledge-Equity-Kalender

Gespräch über LGBT-Rechte in Nigeria während der „Write for Rights“ in Tunis. Sparrow (麻雀), CC BY-SA 4.0

15. Dezember

Wenn man weiß, dass viele Menschen auf dieser Welt gelebt und gestorben sind, weil sie denken, dass sie „krank“ und „nicht normal“ sind, weil niemand ihnen die richtigen Informationen zur Verfügung gestellt hat, oder wenn die Informationen für sie verfügbar sind, sie diese aber aufgrund von Sprachbarrieren nicht verstehen können, dann weiß man, dass es keine Wissensgerechtigkeit („Knowledge Equity“) gibt. Auch von einer anderen Seite, wenn Menschen aus dem „Globalen Norden“ an Stereotype glauben, die die Medien über den „Globalen Süden“ vermitteln, weiß man, dass Wissens-Ungerechtigkeit weltweit existiert und kein lokales Problem ist.

The editathon’s participants in Carthage. Kaizenify, CC BY-SA 4.0

Mein Ziel ist es, Wikipedia als Werkzeug für Aktivismus zu nutzen. Ich arbeite daran, Menschen, die in meiner Community an den Rand gedrängt werden, mehr Zugang zu Informationen zu geben, die ihre Gesundheit, ihre Rechte und ihr Leben im Allgemeinen betreffen. Mein Fokus liegt auf der Bereicherung und das Stärken von Wikipedia-Inhalten in der sogenannten MENA-Region (Mittlerer Osten und Nordafrika) sowie in afrikanischen Sprachen im Zusammenhang mit LGBTQ+ Community-Rechten, Gesundheit und Kultur. Außerdem versuche ich, den lokalen Aktivistinnen und Aktivisten, die versuchen, die Situation zu ändern (NGOs, Gesetze, Aktivisten, Künstler, etc.), mehr Sichtbarkeit zu geben, um Wahrnehmungen über mein Land und die Region zu ändern. Deshalb habe ich das Projekt „Write for Rights“ gestartet, das in Tunis begann. Jetzt organisiere ich zusammen mit anderen aus der Wikimedia-LGBT-Community die erste „Queering Wikipedia“-Konferenz organisiert.

Meine größte Herausforderung ist es, die lokalen LGBTQ+-Gemeinschaften in die Wikimedia-Bewegung einzubinden, um sie integrativer und repräsentativer zu machen. Ich möchte einen sicheren Raum für marginalisierte Jugendlichen schaffen, innerhalb dessen sie dazu beitragen können, hilfreiche Informationen über ihre Identität und Kultur auszutauschen, ohne verurteilt zu werden oder angegriffen zu werden. Außerdem stehe ich vor einer wissenschaftlichen Herausforderung, um dieses Ziel zu erreichen: Aus vielen politischen, logistischen und kulturellen Gründen gibt es kaum queere Berichterstattung (Geschichte, Kunst, Studium usw.) in der MENA-Region, und sie aus schwer zugänglich. Die meisten Quellen beziehen sich immer auf den nordamerikanischen und europäischen Kontext.

Das Wikimedia-Movement muss an sich arbeiten und wirklich inklusiver sein, nicht nur auf Papier oder irgendwelchen Metaseiten, wie in unserem Fall. Wikimedianerinnen und Wikimedianer sollten mehr mutige Schritte unternehmen und proaktiv auf die „Minderheiten“ in ihrem lokalen Kontext zugehen und zeigen, dass Wikimedia ein sicherer Ort für Sie ist. Ich persönlich habe das bisher nicht gesehen. Aber wir arbeiten daran, das zu ändern.

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