In den 80ern drehte sich alles um den Computer, der unser Vorstellungsvermögen überstieg. In den 90ern machten wir mit dem Internet Bekanntschaft; erinnerst du dich an Streitereien um die Telefonlinie oder die nostalgischen Einwählklänge? In den 2000ern wurde plötzlich alles mobil. Mit den 2010ern kamen Streams und Clouds. Die 2020er-Jahre läuten das KI-Zeitalter ein. In all der Zeit ist Audio ein zeitgemäßes Medium geblieben.
In den letzten Jahren gab es im Audiobereich eine inhaltliche Diversifizierung, von Podcasts zu virtuellen Sprachassistenten. Für viele ist die Suche nach Informationen – seien es kurze Alltagsfragen oder metaphysische Rätsel – zu einem Hörerlebnis geworden. Wikimedia-Inhalte – bei direktem Zugriff, Zugriff über Suchmaschinen oder rein im Hintergrund – sind überall und bilden die essentielle Infrastruktur des Wissensökosystems. Doch unsere Inhalte, die Beiträge Tausender Freiwilliger seit mehr als 20 Jahren, sind oft nicht korrekt gekennzeichnet. Ein Soundlogo ist eine kurze Klangkombination, üblicherweise 1 bis 4 Sekunden lang. Unser Soundlogo wird eine neue Möglichkeit bieten, Wikimedia-Inhalte bei vielfältigen klanglichen Nutzungen kenntlich zu machen.
Die Suche nach dem Klang allen menschlichen Wissens
Das Board of Trustees der Wikimedia Foundation hat ein Mandat erteilt, um die Kennzeichnung unserer Inhalte auf Audiogeräten zu verbessern. Ein noch nie dagewesener globaler Wettbewerb wurde zu diesem Zweck ausgerufen. Shani Evenstein Sigalov, Vizevorsitzende des Board of Trustees und Vorsitzende des Komitees für Communityangelegenheiten, erzählt: „Die Art und Weise, wie Menschen mit Informationen und Wissen umgehen, entwickelt sich ständig weiter. Als langjähriges Communitymitglied und als Akademikerin nehme ich Nachweise für Inhalte und die Kenntlichmachung von Quellen ernst. Das ist auch für Wikimedianer:innen weltweit ein wichtiger Wert der Bewegung. Aus der Sicht des Boards ist es essentiell, dass Nutzer:innen von Audiogeräten eine Möglichkeit haben, die vertrauenswürdige Quelle ihrer Informationen zu erfahren, besonders wenn sie aus unserer Bewegung kommt und von Tausenden Freiwilligen beigetragen wird. Als gelernte Musikerin hatte ich seit den Ursprüngen der Initiative auch ein großes persönliches Interesse daran und war glücklich darüber, mitwirken zu können. Es ist wundervoll, zu sehen, dass das Projekt in genau dem gemeinschaftlichen und offenen Geist umgesetzt wurde, der unsere Bewegung ausmacht. Ein Soundlogo zu haben, ist ein wichtiger Meilenstein, der eine zentrale Rolle dabei spielen wird, unseren Freiwilligen zu der Anerkennung zu verhelfen, die sie verdienen.“
In einem Prozess, der länger als ein Jahr dauerte und von der Erfahrung der Bewegung mit visuellen Logowettbewerben inspiriert wurde, hat das Soundlogo-Team zusammen mit Wikimedianer:innen den Austausch mit Audiofachleuten und Klangbegeisterten weltweit gesucht, eine Onlinesammlung von Klängen angelegt, Onwiki-Diskussionen und Community-Videogespräche abgehalten, Workshops zu Klangbearbeitung und -produktion organisiert, Online- und Offline-Communityveranstaltungen besucht und sogar Hörstände angeboten.
Globaler Wettbewerb, Community-Abstimmung
Von September bis Oktober 2022 wurden 3235 Soundlogos von 2094 Teilnehmenden aus 135 Ländern eingesendet. Um die Neugier der Community zu befriedigen, haben wir wöchentlich eine zufällige Auswahl von neuen Einsendungen veröffentlicht. Die Interpretationen unserer vorgegebenen Schlagworte waren wirklich faszinierend – Klänge von Menschenmengen und Vögeln, dem Umblättern von Buchseiten, Klopfen an Türen, Trommeln, Glocken, Gongs, Gesang, Mausklicks und Tastaturanschlägen.
Zum Glück hatten wir Unterstützung! Communitymitglieder haben freiwillig die Einsendungen gesichtet und am Ende hat ein Auswahlkomitee aus Wikimedianer:innen, in Zusammenarbeit mit Audio-Fachleuten aus dem MassiveMusic-Netzwerk, zehn Soundlogos ausgewählt und veröffentlicht, über die abgestimmt werden konnte.
Eine erprobte Methode, die zuvor bei visuellen Wikimedia-Logowettbewerben zur Anwendung gekommen war, wurde verwendet, um den Gewinnerbeitrag zu ermitteln. Wir wollten allen Finalbeiträgen gleiche Chancen geben und haben Abstimmende dazu angehalten, alle zehn Beiträge anzuhören und in eine Rangfolge zu setzen. Es wurden 2065 Stimmen abgegeben, wobei 76,7 % der Abstimmenden seit mehr als einem Jahr bei Wikimedia Commons angemeldet waren. Und jetzt haben wir endlich den siegreichen Klang.
Lerne den Schöpfer des Gewinnerbeitrags kennen: Ingenieur am Tag, Audiofan in der Nacht
Thaddeus Osborne (er/ihm/ihn) kommt aus Norfolk, Virginia (USA); tagsüber ist er Kerntechniker, den Rest der Zeit Musikproduzent. Musik macht einen großen Teil von Thads Leben und Vorstellung aus. Durch Musik konnte er als Kind vom elterlichen Hinterhof der Kleinstadt aus die Welt bereisen. Daher war es ein natürliches Unterfangen für ihn, ein Soundlogo für die globalen Projekte zu erschaffen, die bemüht sind, die Summe allen menschlichen Wissens zu verbreiten.
Wie so viele benutzt Thad Wikipedia regelmäßig, sowohl für triviales Alltagswissen als auch für wichtige Themen bei seiner Arbeit. Für ihn stellt die Wikimedia-Bewegung einen Rettungsanker dar: „Ohne verlässliches und zugängliches Wissen können wir als Spezies nicht unser volles Potenzial entfalten. Je mehr Antworten und Informationen uns zur Verfügung stehen, desto besser können wir große Probleme angehen“, schrieb er zu seinem Wettbewerbsbeitrag.
Von den vorgegebenen Schlagworten fühlte sich Thad am stärksten durch „Wissensvermehrung“ angesprochen. Sein Konzept für das Soundlogo war, was es für ihn bedeutet, Wissen zu konsumieren und Informationen zu suchen, wobei der ansteigende Crescendo-Effekt für das Verlangen nach Mehr steht, den unstillbaren menschlichen Durst, Neues zu lernen. Thad wollte auch ein Soundlogo schaffen, das mehr als nur eine eingängige Melodie ist und vielmehr eine Vielzahl von Elementen kombiniert und ein Klangbild erzeugt. Er nahm sich selbst dabei auf, wie er Fachbücher und Romane durchblätterte, auf seiner Tastatur tippte und mit seiner Maus klickte; er fügte zusätzlich einen C-Dur-Akkord ein und schloss das Ganze mit einer Melodie, die für ihn nach „Wikimedia“ klang. Selbst fasst er es so zusammen:
„Mein Soundlogo lädt das Publikum in eine Welt der Information ein. Das Geräusch des Umblätterns einer Seite wird rasch zu einer Bibliothek, wie ein Wirbelwind aus Tippen, Klicken und Papierrascheln, der umfangreiche Bestände von Weisheit verspricht, gefolgt von einer freundlichen Einladung. Das ist es, wofür die Wikimedia-Bewegung nach meinem Empfinden steht, die offene und geförderte Verbreitung von Wissen. Jeder Menge an Wissen.“
Wie geht es weiter?
Jetzt wird das Soundlogo-Team mit unserem Partner MassiveMusic daran arbeiten, den Siegerbeitrag zusammen mit Thad professionell neu aufzunehmen. Später in diesem Jahr werden wir zusammen mit Partnern im Bereich Sprachassistenten und Audiotechnik den flächendeckenden Einsatz des Soundlogos für die Kennzeichnung von Wikimedia-Inhalten klären. Außerdem werden wir das Soundlogo für den Einsatz vorbereiten und verschiedene Versionen für unterschiedliche Verwendungen erstellen, zum Beispiel eine Zweisekundenversion, die in sozialen Medien als Audio-Fußnote eingesetzt werden kann, oder eine längere Version von 60 Sekunden, die Communitys für Veranstaltungsvideos und externe Kommunikation verwenden können.
Das Soundlogo wird Teil unseres mehr als 2500 Schutzmarken umfassenden Bestandes, neben den von der Community geschaffenen visuellen Logos für Wikipedia und Wikimedia. Dies ist eine Verpflichtung der Wikimedia Foundation als Markenverwalter der Wikimedia-Bewegung und ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass unser Soundlogo nicht nur den Ruf Wikimedias in Bezug auf vertrauenswürdige, menschengerechte, verlässliche und zugängliche Informationen für die Welt widerspiegelt, sondern auch rechtlich geschützt ist.
Eine Fülle an Informationen und Ressourcen kann im Soundlogo-Bereich im Meta-Wiki erkundet werden. Behalte die Seiten im Blick, um von Neuigkeiten zu erfahren. Danke, dass du mitgeholfen hast, diesen Moment zu erreichen und zu feiern. Gut gespielt.
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